Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) hat die neue Version 2017 ihres Zertifizierungssystems angekündigt. Bemerkenswert ist dabei im Besonderen das Verständnis von dem Nachhaltigkeitsansatz bzw. von der Zertifizierung, welches mit der neuen Version in weiterentwickelter und optimierter Form zum Ausdruck kommen soll. Und da die DGNB ein maßgeblicher Treiber des Nachhaltigkeitsansatzes ist, ist deren Fortschreibung des Nachhaltigkeitsverständnisses über das Zertifizierungswesen hinaus von Bedeutung.
Geht es bei dem Nachhaltigkeitsansatz im Bau- und Immobilienbereich letztlich um die umfassende Qualität des Planens, Bauens und Betreibens der Immobilie, so kommt den entsprechenden Nachhaltigkeitssystemen die Funktion eines Risikosteuerungs- und Qualitätssicherungsinstruments zu (siehe auch Shifting from Green to Sustainable Real Estate).
Dementsprechend kommt nach dem Verständnis der DGNB dem DGNB-System die Funktion eines Planungs- und Bautools und dem DGNB-Zertifizierungsprozess die Funktion einer transparenten, unabhängigen und neutralen Qualitätskontrolle zu.
„Grundsätzlich stehen die DGNB und das DGNB System nicht für das Zertifizieren als Selbstzweck, als reines Marketinginstrument oder der Zurschaustellung eines „Leadership“-Gedankens. Vielmehr geht es uns als DGNB darum, mithilfe einer Zertifizierung eine ganzheitliche Qualität umzusetzen.“ DGNB System – Kriterienkatalog Gebäude Neubau, Vorschau Version 2017 vom 31.05.2017, S. 2.
Dabei hat die DGNB nach eigenen Angaben sechs aktuelle Kernthemen zum Gegestand der Weiterentwicklung des DGNB Systems gemacht:
- Der Mensch mit seinen Bedürfnissen nach Gesundheit und Wohlbefinden soll im Mittelpunkt der planerischen und baulichen Entscheidungen stehen (siehe auch zur World Green Building Council-Kampagne Better Places for People).
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Circular-Economy-Lösungen sollen auf der Gebäudeebene bewertbar und messbar gemacht werden (siehe auch schon zu Kreislaufwirtschaft & Nachhaltige Gebäude).
- Die gestalterische und baukulturelle Qualität soll integraler Bestandteil des nachhaltigen Bauens sein.
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Über die Zertifizierung soll dazu animiert werden, einen Beitrag zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen zu leisten (siehe auch den Report Sustainable Real Estate Investment – Implementing the Paris climate agreement: An action framework und zur 2030 Agenda for Sustainable Development).
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Die Aufnahme der neu erarbeiteten Nachhaltigkeitsindikatoren der EU soll den europäischen Nachhaltigkeits-Ansatz unterstützen und die EU-Konformität sicherstellen (siehe auch zum gemeinsamen EU Rahmen für Kernindikationen der Umweltverträglichkeit von Gebäuden).
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Schließlich darf das Kernthema Innovation nicht fehlen, das durch das neue Instrument der sog. Innovationsräume gefördert werden soll.
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