Im Auftrag der Bundesregierung wurde durch ein wissenschaftliches Konsortium und unter Einbindung von Expertinnen und Experten aus 25 Bundesbehörden und -institutionen aus neun Ressorts im Behördennetzwerk „Klimawandel und Anpassung“ die neue Studie Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA) für Deutschland erarbeitet. Die Ergebnisse der Studie sind eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung der Deutschen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel (DAS).
Es wurden über 100 Wirkungen des Klimawandels und deren Wechselwirkungen untersucht und bei rund 30 davon sehr dringender Handlungsbedarf festgestellt.
- Dazu gehören tödliche Hitzebelastungen, besonders in Städten, Wassermangel im Boden und häufigere Niedrigwasser, mit schwerwiegenden Folgen für alle Ökosysteme, die Land- und Forstwirtschaft sowie den Warentransport.
- Es wurden auch ökonomische Schäden durch Starkregen, Sturzfluten und Hochwasser an Bauwerken untersucht sowie der durch den graduellen Temperaturanstieg verursachte Artenwandel, einschließlich der Ausbreitung von Krankheitsüberträgern und Schädlingen.

Ein Handlungsfeld der Studie ist das „Bauwesen“.
- Im Bauwesen steht im Zusammenhang mit klimawandelbedingten Risiken nach der Studie der Schutz von Menschen und Sachgütern im Mittelpunkt.
- Das grundlegende Prinzip sowohl bei der Schaffung als auch bei der Veränderung bestehender baulicher Strukturen ist nach der Studie folglich die Schadensvorsorge.
- Neben den Folgen des Klimawandels spielt nach der Studie für das „Bauwesen“ die demographische Entwicklung eine zentrale Rolle. So führe seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts die (Re-)Urbanisierung zu einem anhaltend starken Bebauungsdruck in Städten. Entsprechend rückläufig sei in den letzten Jahren die Versorgung der Bevölkerung mit Erholungsflächen in Großstädten (mit über 500.000 Einwohnern) gewesen, obwohl der Erhalt und die Verbesserung städtischen Grüns durch klimawandelbedingt steigende Risiken wie Hitzewellen und Starkregen an Bedeutung gewinnen.
- Schon heute würden Naturgefahren wie Sturm, Hagel, Starkregen und Flusshochwasser zu erheblichen Gebäudeschäden führen und neue Anforderungen an die Gebäudestabilität/-widerstandsfähigkeit stellen.
- Der Klimawandel werde durch die zunehmende Anzahl und Dauer von Hitzeperioden ohne bauliche Anpassungsmaßnahmen vermehrt zu hohen Innenraumtemperaturen führen. In Ballungsräumen würden diese zusätzlich durch den städtischen Wärmeinseleffekt verstärkt. Neben zunehmender Hitzebelastung könnten sich steigende Innenraumtemperaturen nach der Studie auch negativ auf die Luftqualität und die Innenraumhygiene auswirken, indem sie die Freisetzung von Gefahrstoffen und den Schimmelbefall begünstigen.
- Der Klimawandel beeinflusse allerdings nicht nur die baulichen Anforderungen, sondern habe auch Auswirkungen auf die Bautätigkeit. So können beispielsweise Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen der Bau- und Immobilienwirtschaft zu Beeinträchtigungen führen und können sich klimawandelbedingte „Leistungseinbußen von Beschäftigten“ auf die Bauwirtschaft auswirken. Veränderungen von Temperatur, Sonnenscheindauer und Extremwetterereignissen haben zudem einen Einfluss darauf, wann gebaut werden kann und wie viel Zeit Bauvorhaben in Anspruch nehmen.
Im Handlungsfeld „Bauwesen“ setzt man vor allem auf eine (klimabedingte) Überprüfung und Anpassung von Gesetzen, technischen Regelwerken und Normen für sich ändernde bauliche Anforderungen (infolge des Klimawandels) und auf die Bauleitplanung, um bauliche Aspekte von Bauvorhaben in Bezug auf Klimaanpassung festzulegen, nämlich unter anderem Gebäudestellung, Gebäudedichte und Flächenfreihaltung, der Einsatz von Lüftungselementen, Wärmeschutz und Beschattungselementen, Gebäudebegrünungen sowie angepasste Entwässerungssysteme oder Abdichtungen gegen Wasserschäden.
Aus dem Bereich der Finanzwirtschaft stellen nach der Studie Versicherungen eine wesentliche Komponente der Anpassungsfähigkeit gegenüber Extremereignisgefahren für Gebäude dar. Versicherungen setzen demnach mit Preisstrukturen und Prämienaktionen für klimaangepasstes Bauen Anreize für Klimawandelanpassung. In größerem Maßstab können nach der Studie sowohl Banken als auch Versicherungen zudem in ihrer Rolle als institutionelle Investoren klimaangepasste Bauprojekte fördern beziehungsweise durch ihre indirekte Beteiligung an Bauprojekten auf Klimaanpassung hinwirken.
Flusshochwasser, Sturzfluten, Hitze, Starkwind und Sturmfluten sind besonders relevante klimatische Einflüsse und vorgelagerte Klimawirkungen im Handlungsfeld „Bauwesen“. Sie führen zu Schäden an Gebäuden und dazugehörigen Infrastrukturen, beeinflussen die Umweltqualität in Städten und stellen neue Anforderungen an die Gebäudefunktionalität.
UBA, CLIMATE CHANGE 23/2021, S. 35
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